Die Schmetterlinge fliegen nicht mehr

25. August 2019.TinePe.1 Like.2 Comments

Die Schmetterlinge fliegen nicht mehr

Die Schmetterlinge fliegen nicht mehr.
Mein Kind, du Seele, die du bist Sternenstaub in der Unendlichkeit des Universums. Noch nicht geboren, noch nicht gezeugt.

Wir schreiben das Jahr 2019.

Ich, deine Großmutter, deine Urgroßmutter, wer auch immer, sitze hier in meinem Garten. Umweht vom Wind, durchweben die wärmenden Strahlen der Sonne meine Haut. Die Hunde bellen oben am Zaun. Das Motorengeräusch eines Flugzeugs durchdringt die Stille des Himmels.

Mein Blick schweift umher und wandert hinüber zur großen Wiese. Seltsam ruhig ist es in diesem Jahr um sie geworden.

….. die Schmetterlinge fliegen nicht mehr …..

….. und ich frag mich: “Mein Kind, wirst du noch die Schmetterlinge sehn?”

Es ist gerade mal ein Jahr her, dass diese Wiese voller Leben war. So quirlig, so lebendig. Es war kaum möglich, dieses Leben mit dem Fotoapparat einzufangen. Husch waren sie da, und schon waren sie weg.
„Wenn du Bilder  von uns haben möchtest“, raunten mir die Schmetterlinge, Käfer und anderen Insekten immer wieder schelmisch zu, „dann brauchst du Geduld, viel Geduld.“ Manchmal hatte ich sie und manchmal nicht.

Und heute? Ich versuche es ja – mit der Geduld. Aber die Wiese, die Blumen und Blüten, sind so leer. Es ist still. Einfach nur still.
Wo sind sie hin? Unsere kleinen Brüder und Schwestern? Die kleinsten Kinder der großen Mutter …..

….. und ich frag mich: “Mein Kind, wirst du noch die kleinsten Kinder von Mutter Erde sehn?”

Weißt du, irgendwie holt uns alles ein. Alles, was wir taten. Vor allem aber all das, was wir NICHT taten.

Uns, die wir geschwiegen haben, weil es bequemer war, als für unser Wort zu stehen.

Uns, die wir uns haben treiben lassen im Strom derer, die MACHTen.

Uns, die wir tatenlos geblieben sind, wo wir besser aufgestanden wären und gehandelt hätten.

Uns, die wir uns der Illusion hingegeben haben, dass am Ende  schon alles gut werden würde.

….. und jetzt ….. PENG ….. es geht so schnell …..

Während ich diese Zeilen schreibe, brennen im Amazonas und in Sibirien die großen Wälder. Die Lunge von Mutter Erde verkohlt, ihr Atem droht zugrunde zu gehen. Auch hier um mich herum sterben die Bäume. Aber auf ganz andere Art und Weise. Durch verhängnisvolles Tun der Menschen ihrer Kräfte beraubt, gehen die Wälder dahin …..

….. und ich frag mich: “Mein Kind, wirst du noch die Wälder sehn?”

Keiner weiß, wie es kommen wird. Aber es fühlt sich bedrückend an.

….. und mein Herz weint die stillen Tränen der Schmetterlinge …..

Ich frag mich: “Was kann ich tun? Jetzt, in diesem Augenblick?”
Mir fällt nichts anderes ein, als meine Gitarre zur Hand zu nehmen, und zu singen …..

….. für mich, für dich, für die stillen Tränen, für die Wesen hier im Garten, für die Wesen auf der Wiese, die, die sind und die, die waren, für Mutter Erde, für die Welt …..

Und wie ich so singe, kommt eine kleine Wildbiene angeflogen. Lässt sich nieder auf der Blüte der Skabiose neben mir. Bleibt, lauscht, erzählt von Hoffnung …..

….. ” Wer weiß, vielleicht bist diese kleine Wildbiene ja du”, schießt es mir durch den Kopf …..

In diesem Augenblick zieht ein schwarzer Käfer meinen Blick auf sich. Er sitzt auf einem Blatt des grünen Klees ……

Und ihr beide gebt mir die Gewissheit:

 

Noch ist nichts verloren. Aber es ist Zeit. Zeit der Änderung. Zeit aufzustehen, das Wort zu ergreifen, zu handeln. Bequem im Sessel zu sitzen und im Strom derer mitzutreiben, die immer schon MACHTen, das muss gestern gewesen sein …..

….. für dich mein Kind, für dich …..

In Liebe geschrieben Anno Domini 2019.
Von der Ahnin an die ungeborene Seele, die noch ist Sternenstaub in der Endlosigkeit des Universums. Denn, um es mit weisen Indianerworten zu sagen:

“Wir haben die Erde nicht von unseren Eltern geerbt,
sondern von unseren Kindern geliehen.”
Martina Petermann © 25. August 2019

Comments (2)

  • Julia Stoof . 26. August 2019 . Antworten

    Danke für die schönen Worte,die mich tief haben! Liebe Grüße, Julia

    • (Author) TinePe . 26. August 2019 . Antworten

      Danke. Das sollen und dürfen sie auch. Diese Worte, sie dürfen berühren. Tief im Herzen. Es sind meine Enkelkinder, die die sind, die die gerade kommen und die, die noch kommen mögen, die mich zu diesen Worten inspiriert haben. für sie wurde es geschrieben. Denn dieses Vertrauen, das sie mitbringen in diese Welt, berührt mich zutiefst. Ich schau mir mal in Ruhe deine Seite an.

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